Machos in der Macchie – auf Beceite-Steinbock
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Machos in der Macchie – auf Beceite-Steinbock
Doch auf der einen Seite stand die große Unsicherheit wegen Corona. Planungssicherheit gibt es derzeit nicht. Gerade als Tiroler hatte ich wegen den Mutationen keine allzu großen Hoffnungen, dass die Sache gelingen konnte – irgendeine Reisebeschränkung oder ein Lockdown würde doch sicher dazwischenkommen. Außerdem hätte ich gerne die Gruppenreise wie geplant durchgezogen, was in der aktuellen Situation jedoch zum Scheitern verurteilt war.
Auf der anderen Seite wollte ich die ganze Sache möglichst nicht auf die lange Bank schieben. Manche Chance bietet sich nur einmal im Leben und man bereut halt meist jene Dinge, die man nicht getan hat. Außerdem konnte niemand wissen, ob die Situation im nächsten Winter wieder halbwegs normal sein würde. Und obendrein reizte es mich, etwas zu tun, was eigentlich alle für verrückt hielten. Die Jagdkollegen ulkten in Anspielung auf meine Neuseelandreise schon, dass ich vermutlich eh wieder ein paar Wochen irgendwo steckenbleiben würde.
Die Unsicherheiten waren auch der Tatsache geschuldet, dass ich eigentlich lieber gefahren als geflogen wäre. Aber auf direktem Wege (durch Italien) kaum möglich. Auf indirektem Weg (Schweiz) zwar möglich – aber dann kam Frankreich mit seiner Vorgabe, auch für den Transit einen PCR-Test zu verlangen. Das hätte bedeutet, gleich am ersten (von zwei) Jagdtagen in die Stadt zu müssen, um mich testen zu lassen und das Ergebnis bis zur Heimreise erhalten zu haben. Das war mir zu blöd. Am ersten Jagdtag wollte ich jagen, nicht testen.
Aufs Fliegen hatte ich wegen Corona eigentlich keine große Lust, aber unterm Strich war es die bessere Variante. Problem war jedoch der Mangel an (kurzfristig verfügbaren) Flugverbindungen – und langfristiges ist derzeit halt schwierig.
Letztendlich sind Jose und ich in der zweiten Februarhälfte so verblieben: Wir machen einfach mal den ehestmöglichen Termin fest (Flug und Jagd) und verschieben dann notfalls so lange, bis es halt möglich/sinnvoll ist. Verschieben/umbuchen kostet bei Austrian und Lufthansa derzeit nichts, also kein Risiko. Bei der Entscheidungsfindung geholfen hat zugegebenermaßen auch die Tatsache, dass Jose mich zusätzlich auf eine Steingeiß einladen wollte, wenn ich noch in dieser Jagdsaison kommen würde.
Die geplante Gruppenreise soll – wenn Corona dem nicht im Wege steht – im Winter 2021/22 nachgeholt werden.
Der ehestmögliche Termin war der 17. bis 20. März gewesen. Und dieses Datum kam, ohne dass sich die Reisesituation verschlechtert hatte. Nur mein Rückflug war zwischenzeitlich gecancelt worden – aber ich hatte ohne Schwierigkeiten umbuchen können, also ebenfalls kein Problem.
16. März
Losgefahren bin ich bereits am Dienstag. Am späten Nachmittag war ich in der Steiermark bei guten Jagdfreunden, um eine Rehbocktrophäe abzuholen. Nachts dann auf einem Rastplatz einige Stunden im Auto geschlafen.
17. März
Mittwoch viel zu früh in Wien am Flughafen. Viel zu früh deshalb, weil das Reisen mit einer Waffe manchmal Zeitreserven erfordert und ich zudem nicht wusste, welche Verzögerungen Corona möglicherweise mit sich bringt.
Ich nehme es vorweg: Flugreisen sind (zumindest nach Spanien) derzeit kaum komplizierter als vor Corona. Man braucht einen PCR-Test und muss Maske tragen – ok, kein wirkliches Problem. Andererseits geht vieles wegen des geringen Passagieraufkommens viel rascher und entspannter. Alles in allem sind die Abläufe so locker (und trotzdem so professionell und dadurch gefühlt sehr coronasicher), dass ich es ohne Bedenken jederzeit wiederholen würde. Die Fluggesellschaften machen es der Regierung vor, wie effektives Coronamanagement funktioniert – aber das sind halt auch Unternehmen, die es gewohnt sind, zielorientiert zu arbeiten.
Das Einchecken der Waffe war ebenfalls denkbar unkompliziert.
Nach einiger Warterei ging es um ca. 10 Uhr los, mit Austrian von Wien nach Frankfurt. Kurzer Aufenthalt in Frankfurt bei leichtem Schneefall. Dann mit Lufthansa nach Barcelona. Normalerweise gibt es natürlich Direktflüge, aber derzeit halt nicht.
Überm Mittelmeer
Am Flughafen Barcelona das einzige wirkliche Problem im Verlauf der Reise. Wo ist die Waffe? Beim Sperrgepäck kommt sie nicht. Ok, dann wird sie bei der Guardia Civil sein. Dort gefragt. Antwort: „Nein, wenn sie beim Sperrgepäck nicht gekommen ist, dann müssen Sie das vermisste Gepäck melden.“ Ganz toll.
Wollte also die „Vermisstenanzeige“ aufgeben – aber Englischkenntnisse am entsprechenden Schalter nahe null. Letztendlich bekam ich einen Zettel mit Bildchen, auf denen verschiedene Gepäckarten zu sehen waren. Und als ich auf das Waffensymbol tippte, wurde ich wiederum zur Guardia Civil geschickt. Dort mit demselben Beamten gesprochen wie zuvor. „Achso, es geht um eine Waffe. Da müssen Sie ein Stockwerk höher und dort zur Polizeiinspektion.“
Also bin ich ein Stockwerk höher. Von einer Polizeiinspektion nichts zu sehen. Nur zwei herumstehende Polizisten. Also die gefragt. „Da hinten ist eine Tür. Wenn Sie den Gang dahinter hineingehen, finden Sie ein Telefon. Ich bin mir nicht sicher, aber ich glaube, dort müssen Sie die 3 wählen.“
Ok. Am anderen Ende meldete sich die Guardia Civil. Man wusste gleich Bescheid, eine unscheinbare Tür öffnete sich summend und ich stand tatsächlich in der Polizeiinspektion. Waffe war dort, alles Weitere reine Formsache.
Später konnten die spanischen Gastgeber kaum glauben, dass ich das allein geschafft hatte. Normalerweise informieren sie die Guardia Civil nämlich im Voraus, sodass dann alles reibungslos geht. Weil ich mich bei den Gastgebern aber nie nach der Waffeneinfuhr erkundigt hatte, waren sie davon ausgegangen, dass ich mir von ihnen eine Waffe leihe (beste Leihwaffen sind schließlich vorhanden). Dass jemand gerne selbst organisiert, kannten sie nicht. Egal, hat ja geklappt.
Als ich aus dem Flughafengebäude trat, empfing mich sonniges, aber windiges Wetter. Von Carlos – jener Guide, der mich abholen sollte – war jedoch nichts zu sehen. Aber schon ging mir ein Licht auf. Aufgrund meiner Waffeneinfuhr-Odyssee hatte ich den Flughafen bei den Abflügen und nicht bei den Ankünften verlassen. Ein Telefonat und einige Minuten später traf Carlos ein. Ein supernetter Typ mit südländischem Temperament. Leider nur rudimentäre Englischkenntnisse, sodass ein wirkliches Gespräch auf der rund zweistündigen Fahrt zur Finca nicht möglich war.
An der Finca erwarteten uns bereits Jose – der Juniorchef, mit dem ich seit Monaten in Kontakt gestanden war – und sein fünfmonatiger Bayerischer Gebirgsschweißhund Banjo. Jose ist ein junger Vollblutjäger und äußerst angenehmer Mensch. Zudem spricht er gutes Englisch, sodass man sich flüssig unterhalten kann.
Die Finca selbst erwies sich nicht nur als ausgesprochen gemütlich, sondern war zudem eine Trophäenschau der besonderen Art – kein Wunder, wenn der Seniorchef bereits in 60 Ländern gejagt hat.
Der Aufenthaltsraum
Eines der Zimmer
Das Ziel der Begierde – das heißt: nicht so ganz, denn dieser macho ist der kapitalste, der dort je erlegt wurde.
Ich war durch Corona der einzige Gast. Jose erzählte mir viel über das Revier und die Jagd dort. Sein Vater, Jose sen., war es, der vor etwas mehr als 30 Jahren den Grundstein für die Steinwildjagd gelegt hat, wie man sie in Spanien heute kennt. Vorher hatte der Beceite-Steinbock nur im angrenzenden Naturpark gelebt und die Bejagung auswechselnden Steinwildes war nicht reguliert gewesen, sodass sich die Art nicht hatte ausbreiten können. Indem Jose sen. große Flächen (bzw. das Jagdrecht darauf) am Rande des Naturparks erwarb und eine regulierte Jagd Einzug hielt, konnte das Steinwild nicht nur dauerhaft Fuß fassen, sondern sich auch weit über diese Flächen hinaus ausbreiten. Heute umfasst sein Jagdgebiet unglaubliche 100.000 ha – damit handelt es sich um das größte Steinwildjagdgebiet Spaniens, das sich nicht in Staatsbesitz befindet.
Im Winter stehe das Steinwild meist hoch, sei wegen der Brunft in Bewegung und den ganzen Tag in Anblick zu bekommen. Jetzt im Frühjahr seien hingegen nur die Morgen- und Abendstunden erfolgversprechend, weil das Steinwild in der Wärme des Tages gedeckt lagere. Im Sommer sei es sogar fast vollständig nachtaktiv.
Das Revier ist teils durch Passstraßen und Forstwege recht gut erschlossen, sodass mitunter viel gefahren wird, um Wild auszumachen und dann anzupirschen. Es gibt aber auch genug kaum oder gar nicht erschlossene Gebiete, die den Jägern, die sich ihr Wild körperlich erarbeiten möchten, vorbehalten sind. Ich ließ natürlich keinen Zweifel daran aufkommen, zur zweiten Gruppe zu gehören.
Die Wetterprognose machte uns aber etwas Kopfzerbrechen. Für den zweiten (und damit letzten) Jagdtag war Regen, Sturm, Kälte und Schneefall gemeldet – gänzlich untypisches Märzwetter in Spanien. Wir wollten also auf jeden Fall versuchen, gleich am ersten Tag den Steinbock zu erlegen. Meine Freigabe war ein sogenannter „repräsentativer Bock“, also jene Trophäenstärke unter den Medaillentrophäen. Die Trophäenstärke war für mich persönlich eh weit nachrangig, Alter und Erlebnis waren mir viel mehr wert.
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Das meine Jägerseele Erfüllende ist und bleibt das Erjagen eines geheimnisumwobenen Stück Wildes, das Enträtseln seines Wesens, dann erst – irgendwann und weit weg von all dem – zählt auch die Trophäe. – Ernst Rudigier
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Re: Machos in der Macchie – auf Beceite-Steinbock
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Re: Machos in der Macchie – auf Beceite-Steinbock
Um 06:15 gab es ein schnelles Frühstück. Dann fuhren Jose jun. und ich gen Osten, mithin eher an den Rand des Gebirges. Bei einer Tankstelle trafen wir uns mit Carlos. Ein kurzes Stück weiter bogen wir auf einen Schotterweg ab, der schon nach 200 Metern in einem Olivenhain endete. Von hier sollte es zu Fuß einen Grat hinaufgehen, der zu einem der Vorberge hinaufzieht.
Erst ging es zügig voran. Doch dann blieben Carlos und Jose immer wieder stehen, um die verbuschten Hänge mit ihren Wärmebildkameras abzusuchen. Aber nichts. Also weiter hinauf, teils recht steil.
Nach rund einer Dreiviertelstunde wird der Grat flacher und links zieht ein Tälchen bis in die flache Ebene hinab.
Carlos entdeckt einen Steinbock. Ich sehe ihn nicht, fühle mich reichlich dämlich – bis Jose mir erklärt, dass er quasi im gleichen Augenblick hinter einen Busch/Baum gezogen sei und deshalb nun auch gar nicht zu sehen sei.
Dafür entdecke ich weiter unten zwei Geißen, die auf einer Steinmauer stehen. Bin schon etwas stolz, mit dem Fernglas Wild entdeckt zu haben, das den Wärmebildkameras verborgen geblieben ist. Das erste Beceite-Steinwild, das ich in Anblick bekommen habe!
Dann wird auch der Steinbock wieder frei. Ein guter repräsentativer Bock – das sagt Jose beim Blick durchs Fernglas sofort. Der Entfernungsmesser zeigt 460 Meter und ich frage mich ernsthaft, wie Jose auf diese Entfernung durchs Fernglas einen repräsentativen Bock von einem Medaillenbock unterscheiden will – noch dazu, wenn es ein guter repräsentativer Bock sein soll, also nah an der Medaillenklasse. Da habe ich Joses Auge für diese Wildart jedoch unterschätzt.
Jose, Carlos und ich haben quasi zeitgleich denselben Plan, wie wir an den Bock herankommen können. Den Grat weiter hinauf bis hinter den Gipfel, dann hinter einem Quergrat hinab und schließlich von einer geröllbedeckten Kante ins Tälchen hinabsehen.
Sonnenaufgang
Am Gipfel
Die Pirsch klappt wunderbar. Der Bock bewegt sich kaum vom Fleck und wir kommen gut voran. Hinterm Quergrat stehen ebenfalls zwei Geißen, aber so weit unten, dass sie uns nicht im Wege sind. Nach einer halben Stunde haben wir das Geröll erreicht. Der Bock ist nun vom Geäst eines niedrigen Baums übergittert und nur schemenhaft zu erkennen. Jedenfalls steht er halbspitz von uns weg. Auf einem Felsen richte ich mich zum Schuss – es sind 200 Meter.
Der Bock steht jedoch wie angewurzelt. Ich ahne, dass er im Schatten des Baumes ins Lager gehen wird und wir vielleicht den ganzen Tag hier ausharren müssen. Nach 15 oder 20 Minuten macht Jose den Vorschlag, ich solle mich schussbereit machen und er würde pfeifen und rufen, um den Bock in Bewegung zu bringen. Das jedoch bringt wenig. Man erkennt zwar, dass der Bock die Geräusche vernimmt – aber in seiner Deckung fühlt er sich sicher. Irgendwann nehme ich wahr, dass sich der Bock zumindest etwas gedreht hat. Er steht nun halbspitz zu uns her. Die Schlegel und der Bach sind klar erkennbar, ebenso ein Lauscher (oder war es der Hornansatz?). Dazwischen schimmert nur graubraune Decke durchs Gezweig – aber wo das Blatt sein muss, kann man erahnen. Ich lasse Jose wissen, dass ich mir den Schuss durchs Gezweig zutrauen würde – und Jose ist einverstanden. Alles noch ruhiger eingerichtet, weit vorne am vermuteten Blatt ins Ziel gegangen und geschossen. Der Bock liegt im Feuer. Was für eine Freude!
Über uns springen durch stufige Felsen nun 6 Geißen/Kitze, an denen wir zuvor knapp vorübergangenen sein müssen, ohne dass sie im dichten Bewuchs sichtbar gewesen wären.
Etwas später am Stück angekommen, liegt ein Traum von repräsentativem Steinbock vor uns. Vor allem ist er alt – Jose sagt 11 Jahre, wobei ich der Meinung bin, dass ihm bis zur Vollendung des 11. Lebensjahres noch ca. 2 Monate fehlen dürften. Jose hat ihn quasi zentimetergenau angesprochen: Rechts fehlen ihm nur ca. 2 cm bis zur Medaillenklasse, links wegen einer abgebrochenen Hornspitze etwas mehr.
Diese abgebrochene Hornspitze freut mich ganz besonders, weil mir solche gebroomten Trophäen aufgrund ihrer Urigkeit sehr gefallen – ich hatte, ohne es jemals ausgesprochen zu haben, eigentlich gehofft, einen solchen Steinbock zu erlegen. Weil man es auf den vorherigen Fotos nicht wirklich erkennen kann, hier noch ein wenig attraktives Doku-Foto.
Was mich überrascht, ist die geringe Wildbretstärke. Die ist bestenfalls wie bei einem Schmalspießer, also geschätzt 50 kg aufgebrochen.
Nach einigen Fotos geht es in der Falllinie abwärts.
Immer wieder ist über Steinterrassen hinabzukraxeln bzw. hinabzuspringen.
Drunten in den Olivenhainen erreichen wir schließlich einen Schotterweg, wo wir von einem Bauern abgeholt und zu unserem Auto zurückgebracht werden.
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Re: Machos in der Macchie – auf Beceite-Steinbock
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Re: Machos in der Macchie – auf Beceite-Steinbock
fuchsjaegerin schrieb:Danke schön fürs mitnehmen
Gern geschehen!
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Re: Machos in der Macchie – auf Beceite-Steinbock
Birk schrieb:Waidmannsheil
Waidmannsdank!
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Re: Machos in der Macchie – auf Beceite-Steinbock
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Re: Machos in der Macchie – auf Beceite-Steinbock
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Re: Machos in der Macchie – auf Beceite-Steinbock
swinging_elvis schrieb:Waidmannsheil zum beeindruckenden Bock!
Waidmannsdank!
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Re: Machos in der Macchie – auf Beceite-Steinbock
Heide_Unterfranken schrieb:Hab schon
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Re: Machos in der Macchie – auf Beceite-Steinbock
Waidmeister schrieb:Danke und Waidmannsheil, Ricky, das weckt Erinnerungen.
Gerne doch! Waidmannsdank!
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Waidmeister mag diesen Beitrag
Re: Machos in der Macchie – auf Beceite-Steinbock
Hey Ricky, wenn Du dort öfter mal bist, lohnt sich ein Spanisch Kurs!Ricky schrieb:Ein Telefonat und einige Minuten später traf Carlos ein. Ein supernetter Typ mit südländischem Temperament. Leider nur rudimentäre Englischkenntnisse, sodass ein wirkliches Gespräch auf der rund zweistündigen Fahrt zur Finca nicht möglich war.
An der Finca erwarteten uns bereits Jose – der Juniorchef, mit dem ich seit Monaten in Kontakt gestanden war – und sein fünfmonatiger Bayerischer Gebirgsschweißhund Banjo. Jose ist ein junger Vollblutjäger und äußerst angenehmer Mensch. Zudem spricht er gutes Englisch, sodass man sich flüssig unterhalten kann.
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Re: Machos in der Macchie – auf Beceite-Steinbock
cazador schrieb:Hey Ricky, wenn Du dort öfter mal bist, lohnt sich ein Spanisch Kurs!Ricky schrieb:Ein Telefonat und einige Minuten später traf Carlos ein. Ein supernetter Typ mit südländischem Temperament. Leider nur rudimentäre Englischkenntnisse, sodass ein wirkliches Gespräch auf der rund zweistündigen Fahrt zur Finca nicht möglich war.
An der Finca erwarteten uns bereits Jose – der Juniorchef, mit dem ich seit Monaten in Kontakt gestanden war – und sein fünfmonatiger Bayerischer Gebirgsschweißhund Banjo. Jose ist ein junger Vollblutjäger und äußerst angenehmer Mensch. Zudem spricht er gutes Englisch, sodass man sich flüssig unterhalten kann.
Das habe ich mir mehr als einmal ebenfalls gedacht.
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Re: Machos in der Macchie – auf Beceite-Steinbock
Zurück in die Finca, etwas ausspannen, eine Runde über das Anwesen gehen, zu Mittag essen.
Um 15:30 sollte es wieder losgehen. Plan war: Carlos sollte mir ein besonders wildreiches Gebiet zeigen, das man erst kürzlich dazubekommen hatte. Dort seien mehrere Medaillenböcke bestätigt, die wir erneut bestätigen wollten, weil am Abend eine Gruppe spanischer Jäger anreisen würde – der älteste von ihnen wollte auf einen kapitalen Bock jagen, die übrigen waren eher zum Dabeisein als zum Jagen mit von der Partie. Und sollte sich heute beim Bestätigen der Böcke eine Geiß schussgerecht präsentieren, konnte ich sie erlegen.
Der Plan gefiel mir. Zum einen musste ich nicht unbedingt heute meine Geiß erlegen. Zum anderen bedeutete Wildreichtum auch die Chance, vielleicht ein paar gute Fotomöglichkeiten zu bekommen. Und drittens bin ich es aus der Heimat gewohnt, die eigene Jagd mit der Voraufklärung für Gäste/Jagdkollegen zu verbinden, und ich schätze es, auf diese Weise in ein Revier eingebunden zu werden.
Was ich nicht wusste: Das war ein Gebiet, in dem überwiegend herumgefahren wird. Aber es sollte die vielleicht spannendste, abwechslungsreichste und interessanteste Gummipirsch werden, die ich je erlebt hatte – alles in allem derart reizvoll, dass es mir auch nichts ausgemacht hätte, falls ich meinen Bock auf diese Weise erlegt hätte.
Es ging nach Südwesten, Richtung des in den Fels eines Berges hineingebauten Örtchens Ares del Maestrat.
Vor dem Beginn der dortigen Passstraße trafen wir uns mit einem der anderen Guides, Pablo. Eine längere Weile des Abglasens brachte uns keinen Anblick. So teilten wir uns auf. Carlos und ich fuhren auf einem Schotterweg in ein enges Seitental hinein...
...und schließlich steil hinauf auf ein Hochplateau. Ständig wechselte die Landschaft: Eichenwälder und Blockfelder, Grashänge und Wacholderheiden, Felswände und Macchie, sodass jede Wegbiegung Überraschungen bereithielt. Wild war jedoch keines zu entdecken – aber wegen der Sonneneinstrahlung war Carlos Wärmebildkamera keine große Hilfe, sodass er ebenfalls aufs Fernglas angewiesen war.
Auf dem Hochplateau stiegen wir aus. Ich konzentrierte mich erstmal auf Fotografieren, während Carlos mit Pablo telefonierte und gleichzeitig abglaste.
Dann hob auch ich das Fernglas an die Augen – und hatte quasi sofort eine Steißgeiß in den Linsen, geschätzt 400 m entfernt. Bald hatte ich Carlos erklärt, wo sie stand. „Baby“, war sein Kommentar. Ob er meinte, dass es sich um ein ganz junges Stück handele (danach sah es mir nicht aus) oder es hochbeschlagen sei (wäre für mich nicht zu erkennen gewesen), weiß ich nicht. Auch gut möglich, dass er einfach rasch weiter wollte, denn Pablo hatte ein Rudel von 26 Steinböcken entdeckt. Mir war es nur recht, wenn wir diese Geiß ziehen ließen und uns das große Rudel anschauten.
Also wieder hinab zur Hauptstraße, etwas weiter Richtung Ares und dann wieder auf einen Schotterweg. Dort stand Pablo und beobachtete das Bockrudel, ca. 650 m entfernt. War alles dabei – vom jungen Bock bis zum Medaillenbock. Und etwas abseits standen auch einige weibliche Stücke.
Auf dem Feld am linken Bildrand standen die Böcke.
Dann fahren Carlos und ich in ein anderes Seitental hinein. Dort, wo es sich gabelt, halten wir an. Ausgestiegen, Rundblick. Ein von Eichenwald umgebener Felskopf sticht mir ins Auge. Gamswild würde solche Stellen mögen, also vielleicht auch Steinwild. Glas an die Augen. Und wirklich: Dort lagert eine Steingeiß, nur Haupt und Träger sind sichtbar. Carlos muss mich für verrückt erklärt haben, dass ich schon wieder beim ersten Blick durchs Glas eine Geiß entdeckt habe.
Wenn ich will, kann ich sie erlegen, meint er. Das lässt man sich nicht zweimal sagen. Der Entfernungsmesser zeigt rund 350 m. Will gerade die Büchse aus dem Auto holen und noch 50 Meter näherpirschen, da meint Carlos, er wolle lieber näher heranfahren. Ok, er hat mehr Erfahrung mit der Wildart.
Nach einer Wegbiegung fahren wir quasi direkt in Richtung Geiß. Die wird hoch, flüchtet einige Sprünge nach rechts, bleibt vorerst aber sichtbar. Ein zweites Stück folgt – es ist geringer, ich vermute ihr vorjähriges Kitz. Carlos hält an. 260 m sind es. Schnell ausgestiegen, Büchse bereit gemacht, Zweibein ausgeklappt und lang ausgezogen, Jacke untern Hinterschaft, geladen, Absehen 3 Rasten verstellt, neben dem Schotterweg hingelegt.
Die stärkere Geiß ist mittlerweile fort. Ich vergewissere mich bei Carlos, ob das verbliebene Stück passt – ja. Und draußen ist die Kugel. Wie vom Blitz getroffen stürzt die Geiß über die Felsstufen herab. Neben mir höre ich Carlos auf Katalanisch „Professional!“ rufen. Was ich nicht gewusst hatte: In Spanien sind weite Schüsse weniger üblich als in den Alpen. 260 m auf ein Stück von geschätzt knapp 20 kg aufgebrochen gelten schon als absolut grenzwertig. Mir war der Schuss hingegen keinesfalls schwierig vorgekommen – aber vielleicht auch nur deshalb, weil ich gar nicht gewusst hatte, wie klein so eine Beceite-Steingeiß wirklich ist. Das sah ich nämlich erst, als wir nach einiger Felskletterei an die Geiß herantraten. Und sie war älter als (von mir) gedacht, kurz vor Vollendung ihres vierten Lebensjahres.
Carlos wollte noch rasch eine nahe Wildkamera auslesen. Derweil zog ich die Geiß schonmal hinab zum Auto und schoss, nachdem ich den Eichenwald hinter mir gelassen hatte, einige Fotos.
Olivenhain am Hangfuß
Danach ging es zurück zur Hauptstraße. Wir fuhren weiter Richtung Ares, eine Passstraße hinauf. Beeindruckende Landschaften, aber vorerst kein Wild.
Die Steinterrassen und mitunter die schmalen Felder zwischen ihnen verblüfften mich, denn ich fragte mich, wie man auf solchen Flächen heutzutage produktive Landwirtschaft betreiben kann.
Als Carlos und ich am Pass angekommen waren, war es abermals Pablo, der Anblick meldete. Ein kapitaler Bock keine 200 m neben der Passstraße. Also dorthin. Ein beeindruckendes Wild – genau der richtige Kanditat für den spanischen Gast. Aber, ich nehme es vorweg: Am nächsten Tag war und blieb der Bock unauffindbar.
Am Rückweg zur Unterkunft kamen wir auch wieder beim großen Rudel vorbei, diesmal aber näher.
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Jennerwein- Wiesel
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Re: Machos in der Macchie – auf Beceite-Steinbock
Ein tolles Jagderlebnis in einer wunderbaren Gegend , die Bilder gefallen mir sehr.
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Leben einzeln und frei, wie ein Baum und dabei
brüderlich wie ein Wald. Diese Sehnsucht ist alt...
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Re: Machos in der Macchie – auf Beceite-Steinbock
Jennerwein schrieb:Waidmannsheil, sehr schön geschrieben.
Waidmannsdank!
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Re: Machos in der Macchie – auf Beceite-Steinbock
Gento schrieb:Waidmannsheil zu den zwei Stücken Ricky!
Ein tolles Jagderlebnis in einer wunderbaren Gegend , die Bilder gefallen mir sehr.
Waidmannsdank! Das freut mich.
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Re: Machos in der Macchie – auf Beceite-Steinbock
hebo schrieb:Waidmannsheil
Vielen Dank für die Teilhabe
Waidmannsdank!
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Re: Machos in der Macchie – auf Beceite-Steinbock
Für Jose, Carlos und mich ging es wieder Richtung Ares. Zwei Gäste fuhren mit ihrem Auto ebenfalls dorthin und bezogen einen guten Aussichtsplatz. Der älteste Jäger, sein Sohn, ein weiterer Spanier und Pablo stellten die dritte Partie, ebenfalls im Gebiet um Ares.
Weil der ältere Jäger nicht gut zu Fuß war und das Wetter ohnehin äußerst ungemütlich (windig, saukalt, aber noch kein Niederschlag) war, blieb nur Gummipirsch mit Beobachtungspausen. Da drei Gruppen im selben Gebiet unterwegs waren, hatten wir also gute Chancen – könnte man meinen. Der erste Anblick waren jedoch drei Rehe: zwei junge Bastböcke und eine Geiß. Das 26er-Rudel Steinböcke war verschwunden.
Erst nach geschätzt 2 Stunden kam das erste Steinwild in Anblick, aber nur Geißen oder ganz junge Böcke. Heute waren Jose und Carlos mit ihren Wärmebildkameras natürlich klar im Vorteil – keine störende Sonneneinstrahlung, während ich mich im diffusen Vor-Schlechtwetter-Licht mit dem Fernglas auf größere Entfernung schwertat. Irgendwann entdeckten wir auch einen guten Bock, den Jose als Bronzebock ansprach. Also nichts für den Gast, der sich einen guten Silber- oder Goldbock in den Kopf gesetzt hatte.
Knapp unterhalb von Ares kam auch ein Rudel von 9 Steinböcken in Anblick, aber offenbar kein Medaillenbock dabei.
Einmal fuhren wir auch in ein Seitental hinein, das ich bisher nicht kennengelernt hatte.
So hatten wir vermutlich schon bald 100 km Fahrtstrecke abgespult, bis es am späten Vormittag erstmals über den Pass hinwegging. Oben am Pass kreiste rund ein Dutzend Gänsegeier – beeindruckend! Hinterm Pass hinab ins Tal, etwas das Tal entlang, dann auf einem schlechten Weg wieder hinauf auf den Grat und zurück Richtung Ares. Außer den 9 Böcken war weiterhin nichts los. Dafür hatte mittlerweile Schneefall eingesetzt und wegen des starken Windes kamen die Flocken waagerecht daher. Ich fragte Jose, wie häufig Schnee hier sei: 3 bis 4 Tage pro Winter, meist im Jänner, im März jedoch quasi nie, meinte er.
Also wieder hinab in das Gebiet vom Vorabend. Aber von den bekannten Stücken war keines zu entdecken.
Auch das ist Jagd. Mittlerweile war es ca. 13 Uhr, also zurück Richtung Finca.
Irgendwo auf halbem Weg entdeckte Jose im Vorbeifahren mit der Wärmebildkamera Wild. Angehalten. Ich sehe erst nichts, aber dann doch: Hinter einem Baum, der aus der Macchie herausragt, steht ein Steinbock – nur seine Hinterläufe sind frei. Irgendwann setzt er sich in Bewegung und ein zweiter folgt. Aus der einsetzenden Hektik lässt sich schließen, dass ein Medaillenbock dabei ist.
Es ging nun einen Schotterweg hinein, der bei einem verlassenen Haus endete. Auf einer Mauer richtete sich zu meiner Überraschung der Sohn des älteren Jägers zum Schuss – der Vater hatte den Abschuss kurzentschlossen abgetreten. Mittlerweile waren es vier Steinböcke. Auf 200 m Schussentfernung lag der beste von ihnen nach kurzer Flucht.
Jose, Carlos, Pablo und ich gingen nun zum Anschuss hinauf, um den Bock zu bergen. Von den Gästen wollte keiner mitkommen. Das Gelände war einfach, der Erleger geschätzt Ende 30 und sportlich – hätte also keinen Grund gegeben, nicht mitzugehen. Aber diesen Typ Jagdgast, der außer Fingerkrümmen nichts tun möchte, gibt es halt. Ist ja auch völlig in Ordnung, nur für mich halt ganz schwer nachvollziehbar.
Der Bock war 9-jährig und fiel in die hohe Silbermedaillenklasse.
Weil es hier regnete, die Kamera trocken bleiben sollte und ohnehin alle schnell ins Trockene und Warme wollten, habe ich auf Fotos verzichtet.
Für den Abend war der Plan derselbe, damit vielleicht auch noch der Vater zu seinem Steinbock kommen würde.
Jose und ich starteten eine Stunde später als die übrigen Jäger. Sah wenig erfolgversprechend aus, da Nebel immer tiefer sank. Auf halben Weg Richtung Ares erhielten wir folgende Meldung: Der Vater habe den besten Bock aus dem 26er-Rudel auf 130 m angeschweißt, Nachsuche morgen. Und wir bräuchten ohnehin nicht zu kommen, da wegen Nebel die Sicht mittlerweile gleich null sei.
Also zurück zur Finca. Dort trafen wir Jose sen. Er fragte mich, ob ich Lust habe, ihn in sein 2000 ha-Wildgatter zu begleiten und beim Füttern zu helfen. Auch wenn ich Gatterjagd nicht das Geringste abgewinnen kann, ist es immer interessant, sich so etwas anzuschauen. Also sagte ich gerne zu.
Das Gatter ist vollgestopft mit Wild. Halbzahme Sauen, Massen an Muffelwild, viel Damwild und etwas Rotwild. Bestätigte mich in meiner persönlichen Haltung zur Gatterjagd – aber mancher Gast will das halt, jedem Tierchen sein Pläsierchen. Immerhin schöner Anblick und ein paar interessante Erfahrungen.
20. März
Im Steinbockgebiet hatte es mehr als 10 cm geschneit. Die Nachsuche wurde daher verschoben. Was draus geworden ist, weiß ich nicht.
Jose jun. fuhr mich zum Flughafen. Check-in ohne wirkliche Probleme. Nur ein Kuriosum: Die Guardia Civil schrieb irgendein Waffenausfuhrdokument, legte es in den Waffenkoffer. Ich sperrte den Koffer nach Aufforderung wieder ab, die Guardia Civil wickelte eine Art Sicherheits-Klebeband um ihn, sodass er quasi verplombt war. Und dann hätte sie eigentlich das Dokument gebraucht... Erstmal machten die Beamten ein reichlich dummes Gesicht, dann folgte ein Telefonat mit den Kollegen und schließlich konnte es auch ohne Dokument weitergehen.
Am späten Nachmittag ging es von Barcelona nach Frankfurt, dann ohne nennenswerten Aufenthalt weiter nach Wien.
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Das meine Jägerseele Erfüllende ist und bleibt das Erjagen eines geheimnisumwobenen Stück Wildes, das Enträtseln seines Wesens, dann erst – irgendwann und weit weg von all dem – zählt auch die Trophäe. – Ernst Rudigier
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Re: Machos in der Macchie – auf Beceite-Steinbock
Ricky schrieb:Auf 200 m Schussentfernung lag der beste von ihnen nach kurzer Flucht.
Jose, Carlos, Pablo und ich gingen nun zum Anschuss hinauf, um den Bock zu bergen. Von den Gästen wollte keiner mitkommen. Das Gelände war einfach, der Erleger geschätzt Ende 30 und sportlich – hätte also keinen Grund gegeben, nicht mitzugehen. Aber diesen Typ Jagdgast, der außer Fingerkrümmen nichts tun möchte, gibt es halt. Ist ja auch völlig in Ordnung, nur für mich halt ganz schwer nachvollziehbar.
Du bist ein sehr verständnisvoller Mensch ............
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Re: Machos in der Macchie – auf Beceite-Steinbock
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