Steinwildjagd mit Freunden
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Steinwildjagd mit Freunden
Ein Teil der Fotos in diesem Bericht ist nicht von mir, sondern von einigen der Freunde.
11. Jänner
Da wir extrem früh losfahren mussten und ich nach nur ein oder zwei Stunden Nachtruhe müder bin als vorher, ging ich gar nicht erst schlafen. Um halb 3 nachts trafen Dominik (der Sohn des Jagdaufsehers des heimischen Reviers und zugleich einer meiner besten Jagdfreunde) sowie dessen Jagdfreund Philipp bei mir daheim ein. Rasch hatten wir ihr Gepäck umgeladen es ging Richtung München. Für beide war es ihre erste Auslandsjagd, für Dominik sogar seine erste Flugreise.
Kurz vor 6 Uhr trafen wir am Parkplatz ein. @Heide_Unterfranken war ebenfalls bereits dort. Ein paar Minuten später brachte uns der Shuttle zum Terminal.
Kurz nachdem wir unser Gepäck aufgegeben hatten, trafen nach und nach die anderen ein. Klaus, mit dem ich bereits in Tschechien und England gejagt habe.
Und die Gruppe um Andi, der ein Freund von Dominik und mir ist: Andis Freundin Lisa (eine Jägerin, die aber nur als nicht-jagende Begleitung dabei war), Andis Jagdfreunde Hansjörg und Hubert sowie Huberts Jagdfreund Bruno.
Das Einchecken der Waffen von Andi und Hansjörg ging rasch und unkompliziert. Und das, obwohl Lufthansa einen Fehler gemacht hatte. An anderer Stelle hatte ich schon von dem ahnungslosen Mitarbeiter berichtet. Natürlich hatte ich ihm gesagt, dass sowohl Andi als auch Hansjörg Waffen mitnehmen wollten. Er hatte aber nur eine Waffe angemeldet – und diese auf Lisa. Die nette Dame am Schalter bekam das mit wenigen Klicks und ohne jegliche Aufregung geregelt. Nicht der Hauch eines Problems.
Nach der Sicherheitskontrolle frühstückten wir etwas, bevor wir am Gate Gerhard trafen, der gerade aus Wien gelandet war.
Der Flug nach Barcelona hatte leichte Verspätung, verlief aber angenehm. Der Vorteil der Verspätung war, dass wir fast zeitgleich mit einem Flug aus Frankfurt antrafen, mit dem Walter – der Letzte im Bunde – angereist war.
Außerhalb der Gepäckausgabe erwarteten Jaume und sein Vater uns bereit. Sechs Jäger fuhren gleich Richtung Finca. Wir übrigen erledigten noch die Waffeneinfuhr, welche für Barcelona ungewohnt unkompliziert verlief. Dann fuhren auch wir dem Steinwild entgegen.
Ankunft an der Finca
Nach dem Beziehen unserer Zimmer und einem ausgezeichneten Essen blieben noch etwa anderthalb Stunden, die wir jagdlich nutzen wollten. Dominik und Philipp waren auf eigenen Wunsch gemeinsam unterwegs, mit Jaume. Und weil ich auch bei dieser Partie dabei war, hatte ich bereits im Vorfeld Heide, die für eine andere Partie eingeplant gewesen war, hinzugenommen. So wurde es zwar etwas voll im Auto, aber es passte persönlich besser zusammen.
Wir fuhren in Richtung Ares, bogen vorher aber rechts in die zahlreichen Seitentäler ab. Lange hatten wir gar keinen Anblick. Es war recht kalt und stürmisch, sodass es sich eisig anfühlte.
In den letzten zehn Minuten Schusslicht entdeckte Dominik knapp unterm Grat – etwa 700 Meter entfernt – ein Rudel Steinwild. Es war so gut getarnt, dass wir Übrigen es lange nicht entdeckten. Weil Dominik von „stonebucks“ (statt ibex) sprach und Jaume nur „stones“ verstand, wollte er schon weiterfahren. Dann entdeckten wir aber das Wild.
Ein repräsentativer Bock war dabei. Beim Blick durchs Spektiv war Dominik ganz begeistert, obwohl das bestenfalls ein durchschnittlicher Bock dieser Klasse war. Aber auch ein solcher Bock ist halt schon beeindruckend und die wunderschöne Deckenfärbung tut ihr Übriges. Für heute waren wir auf dieses Rudel chancenlos, da die Zeit fehlte.
Walter war jedoch bereits auf die gewünschte Steingeiß erfolgreich gewesen.
Und Andi hatte einen guten, repräsentativen Steinbock beschossen, der definitiv tödlich getroffen war. Sicherheitshalber hatte man Suche bzw. Bergung auf den nächsten Tag verschoben. Am nächsten Tag lag der Bock sozusagen dort, wo er den Blicken der Jäger entschwunden war.
Nach einem weiteren guten Essen wurde es für einige von uns ein recht langer Abend.
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Das meine Jägerseele Erfüllende ist und bleibt das Erjagen eines geheimnisumwobenen Stück Wildes, das Enträtseln seines Wesens, dann erst – irgendwann und weit weg von all dem – zählt auch die Trophäe. – Ernst Rudigier
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Re: Steinwildjagd mit Freunden
Die Anfahrt verlief dann (trotz Bauernprotesten) so geschmeidig, dass ich erheblich zu früh in Oberding ankam und noch 1:40 h auf die aus Österreich anreisenden Mitjäger warten musste. Es wurde nur 1,6 km vorm Ziel noch kurz mal etwas aufregend, als innerorts (allerdings irgendwie Gewerbegebiet-Pampas) ein Alttier vor mir die Straße querte Damit hatte ich nicht gerechnet. Später erfuhr ich von Klaus, dass die Wilddichte rund um den Flughafen ziemlich groß sein muss ... Eine Kollision mit einem Stück Rotwild - das hätte gerade noch gefehlt, aber es ging gut.
Die für mich zweite Ankunft an der Finca war fast ein bisschen wie nach Hause kommen. Hört sich übertrieben an, wenn man gerade mal das zweite Mal irgendwo ist, aber die bekannten Gesichter, die herzliche Gastfreundschaft, das gute Essen: machten die Rückkehr sehr angenehm.
Der erste 1/4 Jagdtag verlief anblickarm, es war sehr windig und ausgesprochen ungemütlich. An exponierten Aussichtspunkten hielt man es nicht lange aus. Vom besagten weit entfernten stone-buck-Rudel habe ich IIRC gar nichts gesehen. Aber wir wollten versuchen, das Rudel am nächsten Tag wiederzufinden.
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Re: Steinwildjagd mit Freunden
Nach dem Frühstück fuhren wir in der Dämmerung wieder ins gleiche Gebiet wie am Vorabend.
Der Wind hatte sich gelegt, sodass es recht angenehm war.
Zuerst bekamen wir ein Rudel Geißen in Anblick. Und dann stand ein Rudel mit einem guten repräsentativen Steinbock auf einem Felskopf nicht weit oberhalb des Schotterweges. Das Wild verschwand hinter dem Felskopf, sodass Jaume und Philipp ihm hinterherpirschten. Wir blieben am Auto und sahen etwas später auch das Rudel wieder, das weiter bergwärts zog.
Nach einer Weile kamen Jaume und Philipp zurück. Philipp meinte, er sei mit Jaumes Vierbein-Zielstock (den er erst kürzlich neu gekauft hat) nicht zurechtgekommen war. Das sei viel zu wackelig. Der Stock hatte zwar ausgesprochen dünne Beine, wirkte rein äußerlich aber keinesfalls instabil. Schade.
Wir fuhren weiter, sahen weit entfernt ein weiteres Rudel und dann noch ein paar Stücke.
Eine Weile später entdeckte ich am Gegenhang einen starken Steinbock und machte Jaume darauf aufmerksam. Ich sagte aber gleich dazu, dass das wohl eher ein Bronzemedaillen-Bock sei – also nichts für Dominik und Philipp, die es beide auf einen Bock der repräsentativen Klasse abgesehen hatten. Jaume sah sich den Bock an und meinte, dass er als repräsentativer schon noch passen würde.
Das war nun eine Situation für Dominik: Die Entfernung betrug rund 350 m und das Gelände ließ kein sinnvolles Näherpirschen zu. Dominik ist aber ein außergewöhnlich sicherer Schütze und traute sich den weiten Schuss auch mit der Leihwaffe zu. Mit der eigenen Waffe wäre das für ihn eine alltägliche Distanz gewesen.
Es nützte jedoch nichts: Dominik war kaum ausgestiegen, da war der Bock schon fort. Ich sah nur noch andere Stücke davonwechseln.
Wir fuhren taleinwärts und hinüber auf die andere Talseite. Dort bogen wir in einen Weg ein, der so schmal, verbuscht und holperig war, dass mancher Wandersteig ausgeprägter ist. Ich hätte dies nicht einmal als befahrbaren Weg erkannt. Nach einer nicht unerheblichen Fahrtstrecke hielten wir. Jaume und Dominik pirschten dem Rudel, das über den Grat verschwunden war, hinterher. Wir übrigen blieben am Auto.
Nach einer Weile fielen zwei Schüsse. Wir waren uns nicht sicher, ob es Dominik gewesen war.
Einige Zeit später rief Jaume mich an. Sie hatten die Orientierung verloren. Ich sollte hupen, damit sie wissen, in welche Richtung sie gehen mussten. Bald darauf waren sie zurück.
Sie hatten tatsächlich den guten Bock wiedergefunden. Dominik hatte in einer wenig Zeit gewährenden Situation zwei Schüsse auf ca. 235 m von einer Felszinne am oberen Rand einer hohen Wand – ohne jegliche Ellbogen- oder Hinterschaftauflage – abgegeben. Ob beide getroffen hatten, wusste er nicht. Und das war letztendlich auch egal, denn der Bock lag wenige Meter vom ersten Anschuss entfernt. Nur wegen der Felswand gab es auf direktem Wege kein Hinkommen.
Am Rückweg zu uns wäre Dominik um ein Haar sogar noch auf eine Sau zu Schuss gekommen.
Wir fuhren talauswärts und hinein ins nächste Tal, wo wir ein gutes Stück unterm Anschuss parkten. Durch dichten Steineichenbewuchs gingen wir recht mühsam bergwärts. Die stacheligen Blätter der Steineichen zerstachen unsere Waden. Doch schließlich traten wir an den Bock heran. Das war in der Tat ein Bock, wie man in der repräsentativen Klasse kaum einen besseren erlegen wird. Es freute mich außerordentlich, dass ausgerechnet Dominik einen solch klasse Bock erlegt hatte. Er wies die nicht ganz so häufige „offene“ (nur nach außen geschwungen, nicht lyraförmige) Hornform auf. Diese Trophäen schauen besonders stark aus, bringen aber vergleichsweise wenig Punkte. Deshalb war mein Eindruck „Bronze“ auch nicht völlig falsch gewesen: Der Bock sah quasi nach Bronze aus, brachte dafür aber die Punkte nicht zusammen. Dominik war überglücklich, zumal auch der Hergang der Erlegung durchaus anspruchsvoll und genau nach seinem Geschmack gewesen war.
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Re: Steinwildjagd mit Freunden
Zwischendurch hörten wir dann aber sogar die Stimmen der beiden - sahen sie aber nicht. Zu dem Zeitpunkt wussten wir nicht, dass sie die Orientierung verloren hatten - sonst hätten wir ja mal Laut gegeben. Erst das Hupen half den beiden, den Rückweg zu finden. Jaime schüttelte nur kurz den Kopf: "we are confused"
Der Weg zur ganz anderen Seite, um das Stück von unten anzugehen, löst bei mir immer große Hochachtung aus. Ich würde mich da brutal schwer tun, die richtige Stelle aus einem anderen Blickwinkel überhaupt zu finden. Jaime gelang das aber wie üblich routiniert. Und wie ebenso üblich fuhr er genau so weit, wie man irgendwie mit einem Auto gelangen konnte. Er parkte praktisch mitten in einem - zu dieser Jahreszeit leider noch blütenlosen - Mandelhain, da war schon längst kein Weg mehr.
Da ich vier deutlich jüngere Bergfexe bei mir hatte, war mein Anspruch nicht unbedingt, denen zum Stück hinterherzurennen. Sie würden alle vier deutlich schneller sein als ich, das machte wenig Sinn. In diesem Fall habe ich mich aber doch bis auf vielleicht 70 m zu der Gruppe herangearbeitet, bis mich ein wirklich elendiges Wegstück mit hüfthohen Steineichen und anderen stacheligen Büschen ausbremste. Zumindest war ich so nahe gekommen, dass ich die Jungs sprechen hörte, während sie die Bilder machten und alles weitere erledigten.
Für mich stellten bereits mehrere Steinterrassen, die da zu überwinden waren, eine kleine Herausforderung dar. Und das in der Region praktisch überall lose Geröll. Man muss gut aufpassen, dass man sich da nicht vertritt. Wie immer vermisste ich schmerzlich meinen Bergstecken, der im Flieger halt schlecht mitkann. Ricky hatte mir dankenswerterweise seine Trekkingstöcke mitgebracht, aber das ist einfach nicht das gleiche.
Da fällt mir ein, ein paar Bilder hab ich ja auch ...
Bis dahin war Jaime gefahren, Dominik und er pirschten auf dem Weg weiter:
Und so sah die Umgebung aus, in der das Stück bzw. die Trophäe geborgen wurde:
Ziemlich genau in der Bildmitte, irgendwo bei dem Baum, hatte der Steinbock gelegen. Im Vordergrund das mich ausbremsende Gebüsch. Ich hatte irgendwie die Ideallinie verlassen und stand dann mittendrin ...
Zuletzt von Heide_Unterfranken am Sa 27 Jan 2024 - 17:17 bearbeitet; insgesamt 2-mal bearbeitet
Heide_Unterfranken- Rothirsch
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Re: Steinwildjagd mit Freunden
Heide_Unterfranken schrieb:Der Orientierungsverlust von Jaime war ziemlich funny ... Als die beiden Schüsse gefallen waren, die keiner von uns den beiden sicher zuordnen konnte, passierte erstmal sehr lange nichts. Wegen mir hätten die Schüsse einen Kilometer entfernt gefallen sein können, aber so weit waren die beiden sicher nicht gegangen. Sie waren auf dem schlechten Weg sozusagen um den flachen Gipfel herumgegangen, der zum Zeitpunkt der Schussabgabe wohl zwischen uns lag. So war es schwer einzuschätzen, ob sie es überhaupt gewesen waren, auch wenn das eine naheliegende Annahme war.
Zwischendurch hörten wir dann aber sogar die Stimmen der beiden - sahen sie aber nicht. Zu dem Zeitpunkt wussten wir nicht, dass sie die Orientierung verloren hatten - sonst hätten wir ja mal Laut gegeben. Erst das Hupen half den beiden, den Rückweg zu finden. Jaime schüttelte nur kurz den Kopf: "we are confused"
Philipp hat sie sogar gesehen, weil er ein paar Schritte höher stand. Da waren sie nur 30 oder 50 m vom Auto entfernt. Aber sie haben ihn nicht gesehen. Und dann sind sie weiß Gott wo hinspaziert. Laut Dominik haben sie diese falsche Runde sogar zweimal gemacht, bis sie angerufen haben.
Aber so ein Grat, der quasi aus mehreren flachen Gipfeln besteht, ist auch verwirrend. In genau solchem Gelände bin ich sogar im heimischen Revier schon im Kreis gegangen.
Hier kam noch hinzu, dass Jaume das Auto unter einer etwas steileren Partie geparkt hatte, sodass es aus den meisten Blickwinkeln verdeckt war. Das dürfte auch zur Verwirrung beigetragen haben, weil das Auto für ihn verschwunden erschien und er annehmen musste, falsch zu sein (obwohl er zunächst richtig war).
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Re: Steinwildjagd mit Freunden
Bis wir zurück am Auto waren, war es schon bald Mittag. Jaume hatte aber noch Pläne und bog an der Hauptstraße deshalb nicht Richtung Finca, sondern in Richtung Ares ab. Nicht weit unterhalb des dortigen Passes hielten wir an einer Art Aussichtsplattform.
Während ich vornehmlich die fernen Hänge abglaste, fragte Jaume irgendwann, ob ich die Steinböcke sehen würde. Ich verneinte und fragte ihn, wo sie waren. Schmunzelnd meinte er, ich solle sie selbst finden. Und bald hatte ich sie entdeckt: Uns genau gegenüber, fast auf Schussentfernung, lagerte ein Rudel von ca. 12 Stück Steinwild, unter ihnen mehrere gute Böcke.
Wir fuhren etwas die Passstraße hinauf, um einen Plan zu schmieden. Der sah dann so aus: Ich würde hinabfahren und Philipp und Jaume an passender Stelle absetzen, um dann mit Dominik und Heide wieder zur Aussichtsplattform zu fahren.
So machten wir es. Heide, Dominik und ich konnten dann aus der Ferne ausgezeichnet zusehen. Drei Böcke, die ich für passend befunden hätte, waren im Rudel. Der eine war ein bestenfalls durchschnittlicher. Der zweite hatte recht lange, aber eher dünne Schläuche, war aber vermutlich noch repräsentativ. Die Schläuche des dritten waren etwas kürzer, aber deutlich massiger. Dies war punktemäßig sicherlich der stärkste Bock. Ich hätte ihn ebenfalls noch als repräsentativ angesprochen.
Nach einer Weile wurde der stärkste Bock hoch. Und weil längere Zeit kein Schuss fiel, nahmen wir an, dass Jaume ihn nicht freigegeben hatte. Dann krachte es aber doch und durchs Spektiv sah ich den Einschlag der Kugel: tiefer Schlegelschuss, der auch die Bauchdecke etwas geöffnet hatte. Der zweite Schuss ging drüber. Der dritte brachte den Bock zur Strecke. Die Schussentfernung war ca. 245 m.
Jaume und Philipp kamen zu uns zurück. Wir fuhren dann bergwärts und gingen von oben zum Bock hinab. Er war durchaus ein guter Bock, aber nicht ganz so stark, wie ich vor dem Schuss geglaubt hatte.
Als wir später Richtung Finca fuhren, passierten wir ein straßennahes Feld (@cazador kennt es: jenes, wo Manuel damals gefehlt hat). Im Vorbeifahren entdeckte ich einige Geißen. An der nächsten Abzweigung eines Schotterweges parkten wir. Heide, Jaume und ich pirschten zum Feld, in der Hoffnung, eine alte Geiß für Heide zu finden.
Zunächst bekamen wir einen recht guten, einschlauchigen Steinbock in Anblick. Dann einige geringe Geißen. Und schließlich noch einen extrem räudigen Bock, der entweder ein starker repräsentativer oder vielleicht schon Bronze war. Für Heide war also nichts Passendes dabei. Aber Jaume informierte andere Pirschführer über die beiden äußerst passenden Böcke, bevor wir zur Finca fuhren.
Etwas später könnte Hansjörg den Räudebock erlegen. Den einschlauchigen bekamen sie nicht in Anblick.
Auch Bruno war am Morgen erfolgreich gewesen.
Hubert hatte ebenfalls einen Bock beschossen. Noch bevor er regulär nachgesucht werden konnte, wurde ein Bauer durch die Geier auf den verendeten Bock aufmerksam. Am nächsten Tag brachte er ihn vorbei. Er war ungewöhnlich eng gestellt, aber dennoch ein guter Bock aus der repräsentativen Klasse.
Und Andi hatte einen dreijährigen Räudebock erlegt. Eigentlich hatte er eine Geiß erlegen wollen – aber der Notwendigkeit des Abschusses wegen hatte man ihn den Bock zum Preis der Geiß schießen lassen. Ihm war das natürlich mehr als recht.
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Re: Steinwildjagd mit Freunden
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Re: Steinwildjagd mit Freunden
swinging_elvis schrieb:Waidmannsheil den Jägers! Das läuft ja. Ist die Räude ein Ergebnis eines hohen Bestandes? Hussa, s_e
Ist in der Tat bestens gelaufen.
Räude wird durch einen hohen Bestand natürlich begünstigt. Aber das ist nur ein Grund. Ein hoher Bestand führt nicht automatisch zu Räude. Und Räude tritt nicht nur bei hohen Beständen auf. Steinwild und Gamswild sind halt von Natur aus sehr anfällig dafür.
In diesem Revier gibt es Gebirgsstöcke mit hohen, aber (weitgehend) räudefreien Beständen. Und es gibt Gebirgsstöcke, wo ein Großteil der Stücke befallen ist (und die Wilddichte drastisch zurückgegangen ist).
Sicherlich >95 % der räudigen Stücke werden in wenigen Revierteilen erlegt. Die übrigen Revierteile sind weitgehend räudefrei.
Dort, wo wir am Vormittag gejagt haben, haben wir sicherlich 60-70 Stück Steinwild gesehen. Nur eines (der Bock von Hansjörg) war räudig.
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Re: Steinwildjagd mit Freunden
Ich ging diesmal nicht mit. Ich wäre da mit Sicherheit hingekommen, aber halt nicht in dem Tempo der vier jungen Kerle. Von meinem Wartepunkt aus konnte ich mir gemütlich alles anschauen.
Nicht unerwähnt lassen möchte ich, dass ich das besagte Rudel mit den mehreren Böcken zwar nach Jaume, aber vor @Ricky entdeckt hatte - die waren für ihn vermutlich einfach zu nah
Spaß beiseite, wenn mehrere Jäger durch die Gegend fahren und vom fahrenden Auto oder eben von bestimmten Aussichtspunkten aus Wild aufspüren wollen, bricht sich bei fast allen ein gewisser kindlicher (oder kindischer ) Ehrgeiz Bahn: wer entdeckt zuerst was
Das Steinwild, auf das wir vorm Mittagessen noch gepirscht hatten, stand nicht weit von Rindern. Ich hatte nur letztere aus dem fahrenden Auto wahrgenommen. Nachdem feststand, dass hier jedenfalls für mich nichts passendes dabei war, drehten wir um. Ich nutzte auf dem Rückweg zum Auto die Gelegenheit, um die Zieloptik auf meine Augen einzustellen, und bat dazu um das Vierbein, auf dem ich die Waffe auflegen wollte.
Als ich vor zwei Jahren dort war, hatte ich Ricky gefragt, ob ich mein Vierbein mitnehmen solle. Da hieß es: nein, braucht's nicht. Tatsächlich hat damals IIRC kein einziger Pirschführer eines dabei gehabt, alles wurde im Liegen oder sonstwie geschossen. Nun hatte Jaume aber wohl eines gekauft. Simsalabim: IIRC alles, wo ich in den 2 1/4 Jagdtagen dabei war, wurde über dieses Vierbein geschossen. Auf das Vierbein komme ich noch zurück, später ...
Anscheinend hat Jaume jedenfalls die Erfahrung gemacht, dass für viele Jagdgäste der Umgang mit dem Vierbein nicht unbedingt geläufig ist. So hatte beispielsweise Dominik, der sehr versierte Jäger und sichere Schütze, sein Lebtag noch nichts über ein Vierbein erlegt. Bei Philipp wird das vermutlich ähnlich gewesen sein. Man ist halt einfach das Ergebnis seiner spezifischen Jagdmöglichkeiten und Erfahrungen, Binsenweisheit.
Jedenfalls war es ganz lustig, weil Jaume natürlich nicht ahnen konnte, dass ich a) selber eines besitze und b) ziemlich viel damit jage. So versuchte er, ganz Gentleman und hilfsbereiter Pirschführer, mich beim Einrichten mit dem Ding zu unterstützen. Während ich nur dachte: was will er denn von mir? Wobei ich ja wie gesagt überhaupt nur durch die Optik schauen wollte, sprich: es war gar keine jagdliche Situation.
Nun gut: wir fuhren anschließend zur Finca und genossen das Mittagessen, bevor es dann weiterging.
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Re: Steinwildjagd mit Freunden
Heide_Unterfranken schrieb:Nicht unerwähnt lassen möchte ich, dass ich das besagte Rudel mit den mehreren Böcken zwar nach Jaume, aber vor @Ricky entdeckt hatte - die waren für ihn vermutlich einfach zu nah
Spaß beiseite, wenn mehrere Jäger durch die Gegend fahren und vom fahrenden Auto oder eben von bestimmten Aussichtspunkten aus Wild aufspüren wollen, bricht sich bei fast allen ein gewisser kindlicher (oder kindischer ) Ehrgeiz Bahn: wer entdeckt zuerst was
Ja, ich habe quasi Richtung Horizont alles ganz genau abgeglast (und nichts gefunden), bis ich endlich mal direkt vor uns geschaut habe. Bei dem Fehler ertappe ich mich immer wieder. Man meint, nahes Wild sieht man eh auf den ersten Blick und konzentriert sich deshalb auf die Ferne. Aber auch nahes Wild kann man leicht übersehen.
Heide_Unterfranken schrieb:Als ich vor zwei Jahren dort war, hatte ich Ricky gefragt, ob ich mein Vierbein mitnehmen solle. Da hieß es: nein, braucht's nicht. Tatsächlich hat damals IIRC kein einziger Pirschführer eines dabei gehabt, alles wurde im Liegen oder sonstwie geschossen. Nun hatte Jaume aber wohl eines gekauft. Simsalabim: IIRC alles, wo ich in den 2 1/4 Jagdtagen dabei war, wurde über dieses Vierbein geschossen. Auf das Vierbein komme ich noch zurück, später ...
Anscheinend hat Jaume jedenfalls die Erfahrung gemacht, dass für viele Jagdgäste der Umgang mit dem Vierbein nicht unbedingt geläufig ist. So hatte beispielsweise Dominik, der sehr versierte Jäger und sichere Schütze, sein Lebtag noch nichts über ein Vierbein erlegt. Bei Philipp wird das vermutlich ähnlich gewesen sein. Man ist halt einfach das Ergebnis seiner spezifischen Jagdmöglichkeiten und Erfahrungen, Binsenweisheit.
Ja, die allerwenigsten sind hier bei uns mit einem Zielstock unterwegs. Ich habe ja zwei Fünfbeine. Und auch wenn eines meist im Auto liegt, nutze ich es im heimischen Revier nur selten (dort bisher nur ein einziges Stück damit erlegt). Der Bergstock ist meist wichtiger und man kann fast überall liegend schießen, insofern ist ein Zielstock eher im Weg.
Ganz anders im Flachland. Da schieße ich sehr viel über den Zielstock. Der liegende Schuss ist durch Topografie/Vegetation oft schwierig und man braucht ja eh keinen Bergstock, hat also eine Hand frei.
Aufgrund der Buschvegetation in Spanien ist ein Zielstock sicherlich nützlicher als den Alpen. Der liegende Anschlag ist halt nicht überall so einfach möglich. Und man ist schneller bereit, als wenn man den Rucksack als Auflage herrichten muss. Letzteres ist etwas, das in der Jagdpraxis von Dominik, Philipp und mir üblicherweise auch entfällt, da wir Zweibeine an unseren Waffen montiert haben.
Von den Schüssen, die diesmal übers Vierbein abgegeben wurden, hätte ich mit der eigenen Waffe (mit Zweibein) einen erheblichen Teil (eventuell alle) liegend/sitzend abgegeben.
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Re: Steinwildjagd mit Freunden
Ich halte es auch nicht für eine "Bildungslücke", nur damit ich da nicht missverstanden werde. So ein Hilfsmittel ist für die meisten Gebirgsjäger so überflüssig und fremd wie für mich der Liegendanschlag, der in meinem jagdlichen Alltag einfach keine Rolle spielt - mit Gründen.
Selbst nicht ausgeprägt geübte Weitschützen (Waldjäger halt) können mit ein bisschen Übung mit einem guten Vierbein aber eine Präzision erreichen, die für jeden Rehbock auf bis zu 200 m ausreicht. Fünfbein noch besser. In dem Gelände in Spanien würde ich allerdings nicht gern mit einem Fünfbein hantieren wollen.
Bei Dominik hat die fehlende Routine ja auch gar nichts ausgemacht. Er konnte sogar mit Ein-Punkt-Auflage sicher treffen auf die für ihn (!) vergleichsweise geringe Distanz. Respekt
Heide_Unterfranken- Rothirsch
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Re: Steinwildjagd mit Freunden
Heide_Unterfranken schrieb:Es ist ja auch einfach so, dass Ihr bei Euch im Gebirge tendenziell eher weiter schießt als die übliche Schussentfernung bei der Steinbockjagd. Die Spanier selber schießen ja i.d.R. gar nicht weiter als 200 m. Und schon deshalb ist bei Euch der liegende oder sitzende Anschlag sicherlich zielführender. Keine Hand freizuhaben wg. des Bergstocks ist ein weiterer wichtiger Aspekt. Bei Dir im Revier würde ich es genauso machen, und es ist absolut nicht verwunderlich, dass da niemand mit einem Vierbein unterwegs ist.
Ich halte es auch nicht für eine "Bildungslücke", nur damit ich da nicht missverstanden werde. So ein Hilfsmittel ist für die meisten Gebirgsjäger so überflüssig und fremd wie für mich der Liegendanschlag, der in meinem jagdlichen Alltag einfach keine Rolle spielt - mit Gründen.
Selbst nicht ausgeprägt geübte Weitschützen (Waldjäger halt) können mit ein bisschen Übung mit einem guten Vierbein aber eine Präzision erreichen, die für jeden Rehbock auf bis zu 200 m ausreicht. Fünfbein noch besser. In dem Gelände in Spanien würde ich allerdings nicht gern mit einem Fünfbein hantieren wollen.
Das kommt noch dazu. Vierbein ist eher für mittelweite Distanzen optimal. Spätestens jenseits der 250 m ist das Fünfbein die bessere Wahl. Und das im Gebirge einzurichten, ist (wie du richtig sagst) schwierig bzw. geht in vielen Situationen nur mit einem teleskopierbaren (Schuss steil bergauf oder bergab).
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Re: Steinwildjagd mit Freunden
Nach einem guten Essen brachen Jaume, Heide, Klaus und ich am späten Nachmittag wieder auf, um vielleicht passende Geißen für die beiden zu finden. Vor allem sollte es räudigen Stücken gelten.
Wir fuhren gar nicht weit. Gleich gegenüber der Finca entdeckten wir eine einzelne Geiß jenseits eines trockenen Flussbetts. Wir fuhren dort hinüber. Klaus blieb am Auto, während wir anderen noch ein kurzes Stück weiterpirschten. Die Geiß war kapital und stark räudig. Auf 150 Meter richtete Heide sich mit dem bereits erwähnten Zielstock ein. Jetzt kamen zwei Schwierigkeiten zusammen: Zum einen blendete die tiefstehende Sonne. Und zum anderen hatte auch Heide ihre Mühe mit dem Zielstock. Die Geiß hatte uns schon wahrgenommen und wechselte allmählich schräg davon. Immer wieder verschwand sie im Gebüsch und wurde ein paar Schritte weiter wieder sichtbar. So vergingen schätzungsweise fünf Minuten. Kurz bevor sie endgültig verschwunden wäre, erklomm sie eine Steinmauer und verhoffte breit. Heides Schuss warf die Geiß auf gut 170 Meter von der Mauer.
Das Gelände ließ es zu, bis fast unmittelbar zum Anschuss zu fahren. Die Geiß ist mit Sicherheit stärker als alle Beceite-Steingeißen, die ich bisher erlegt habe – eine absolute Traumgeiß. Alt war sie auch. Und durch den starken Räudebefall ohnehin ein perfekter Abschuss. Es freute mich sehr, wie klasse das für Heide gelaufen war.
Dann fuhren wir weiter. Nach relativ kurzer Fahrtstrecje sprangen drei räudige Kitze und ein stärkeres Stück ab. Letzteres musste allein schon aufgrund der Vergesellschaftung eine Geiß sein. Jaume, Klaus und ich pirschten dem Rudel hinterher. Schließlich sprang es vor uns ab: Ob man zu Schuss gekommen wäre, war fraglich. Die vermeintliche Geiß war aber ohnehin ein Jahrlingsbock – und er wirkte zumindest äußerlich gesund.
Etwas später entdeckte Jaume auch noch einen geringen Rehbock.
Unsere weitere Fahrt führte uns durch eine Viehweide bzw. Saugatter, wo reichlich Sauen und auch ein Rudel Muffelschafe in Anblick kamen. Als das Gatter schon wieder einen Kilometer hinter uns lag, sprangen einige Stücke Steinwild auf eine Anhöhe. Eine Geiß war dabei – doch sie war gesund. Dafür war ein junger Bock räudig. Jaume fragte Klaus, ob er damit einverstanden sei, den Bock zum Preis der Geiß zu erlegen. Er war nicht nur einverstanden, sondern begeistert – verständlich. Klaus stieg aus, legte notdürftig auf und draußen war der Schuss auf 130 Meter. Der Bock lag im Knall.
Klaus war seine Freude über den unverhofften Bock richtig anzumerken. Der Bock war dreijährig.
Sonnenuntergang
Bis wir zurück an der Finca waren, war es schon Nacht.
Gerhard hatte den ganzen Tag nach dem gewünschten Silbermedaillen-Steinbock gesucht. Abends waren sie einem Steinbock begegnet, den sein Pirschführer als Goldmedaille ansprach. Gerhard entschied sich mit seiner .300 RUM auf 400 Meter zum Schuss.
Somit waren alle Jäger bereits erfolgreich gewesen. Am neuen Tag wollten es einige noch auf Geißen probieren.
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Re: Steinwildjagd mit Freunden
8-9Jahre würde ich als Steinbock Unwissender mal schätzen.
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Re: Steinwildjagd mit Freunden
saarjäger schrieb:Hallo@Ricky, wie alt war dieser starke Bock in etwa?
8-9Jahre würde ich als Steinbock Unwissender mal schätzen.
Am Foto sehe ich 11,5 Jahre. Vor Ort war von 13 Jahren die Rede, wobei das in Spanien meist "im 13. Jahr" (also 12,5 Jahre) heißt.
Ist bei den spanischen Steinböcken aber teils nicht ganz eindeutig zu erkennen, weil neben dem Winter auch Trockenheit zu Äsungsengpässen führt und somit das Hornwachstum beeinflusst.
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Das meine Jägerseele Erfüllende ist und bleibt das Erjagen eines geheimnisumwobenen Stück Wildes, das Enträtseln seines Wesens, dann erst – irgendwann und weit weg von all dem – zählt auch die Trophäe. – Ernst Rudigier
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Re: Steinwildjagd mit Freunden
Ricky schrieb:
Wir fuhren gar nicht weit. Gleich gegenüber der Finca entdeckten wir eine einzelne Geiß jenseits eines trockenen Flussbetts. Wir fuhren dort hinüber. Klaus blieb am Auto, während wir anderen noch ein kurzes Stück weiterpirschten. Die Geiß war kapital und stark räudig. Auf 150 Meter richtete Heide sich mit dem bereits erwähnten Zielstock ein. Jetzt kamen zwei Schwierigkeiten zusammen: Zum einen blendete die tiefstehende Sonne. Und zum anderen hatte auch Heide ihre Mühe mit dem Zielstock. Die Geiß hatte uns schon wahrgenommen und wechselte allmählich schräg davon. Immer wieder verschwand sie im Gebüsch und wurde ein paar Schritte weiter wieder sichtbar. So vergingen schätzungsweise fünf Minuten. Kurz bevor sie endgültig verschwunden wäre, erklomm sie eine Steinmauer und verhoffte breit. Heides Schuss warf die Geiß auf gut 170 Meter von der Mauer.
Das Gelände ließ es zu, bis fast unmittelbar zum Anschuss zu fahren. Die Geiß ist mit Sicherheit stärker als alle Beceite-Steingeißen, die ich bisher erlegt habe – eine absolute Traumgeiß. Alt war sie auch. Und durch den starken Räudebefall ohnehin ein perfekter Abschuss. Es freute mich sehr, wie klasse das für Heide gelaufen war.
Freilich lasse ich es mir nicht nehmen, diese eigentlich spektakulär unspektakuläre Erlegung noch etwas ausführlicher aus meiner Perspektive zu schildern Über die Reihenfolge der einzelnen Ereignisse bin ich nicht sicher ...
Zunächst mal habe ich die einzelne Geiß gar nicht gleich entdeckt. Das ließ sich schnell beheben, denn sie stand rechts von einem abgestorbenen Baum, was Jaume mir auf Englisch beschrieb, so dass ich sie dann sofort hatte. Die Entfernung zu diesem Zeitpunkt betrug 150 m.
Diese einzelne Geiß war an sich schon ungewöhnlich. Vor zwei Jahren hatten wir IIRC nie einzelne Geißen angetroffen, diesmal war ich nicht die einzige, die eine solche erlegt hat. Die Stücke waren jeweils so räudig, dass sich sich offenbar vom Rudel abgesondert hatten bzw. eh nicht mehr mitkamen. Ich war jedenfalls darauf eingestellt, ein Stück aus einem größeren Verband herausschießen zu müssen, und das fiel schon mal flach.
Sodann versuchte Jaume erneut (wie am Vortag), mir mit dem Einrichten auf dem Vierbein zu helfen. In dem Moment konnte ich aber eines absolut nicht gebrauchen: dass mir da noch jemand am Vierbein rumgriffelt ...
Dieses Vierbein ist mit einem norddeutschen Terminus korrekt beschrieben: spillerig. Die einzelnen Beinchen sind ungelogen halb so dick wie die von meinem Vierbein. Die Beine von meinem lassen sich an zwei Stellen verstellen, bestehen somit aus drei Teilen. Die Beine dieses Vierbeins bestehen mindestens aus vier Teilen, wenn's nicht sogar fünf waren. Und die hielten über eine Steckverbindung zusammen. Lange Rede: bei meinem kann ich mich mit dem gesamten Körpergewicht draufstützen, da passiert absolut nix. Mit meinem kann ich auch ziehendes Wild relativ problemlos verfolgen, indem ich ein Bein anhebe und dann eben das Wild im Blick behalte, während ich die Position des Vierbeins verändere. Dieses Ding händelte sich einfach völlig anders. Wenn ich ein Bein angehoben habe, hat das ganze Ding nur noch gewackelt. Absolut kein Vergleich zu meinem.
Nächstes Problem war die mich blendende Sonne. Ich musste zwar nicht genau in die Sonne schauen, aber fast. Dann die Zieloptik: wenn man da nicht absolut korrekt gerade durchschaut, sieht man nur schwarz. Ich glaube nicht mal, dass das an der Sonne lag, das lag einfach an dem Glas.
Dann hatte ich endlich alles so weit fertig, da sank die rechte Seite vom Vierbein ein. Dafür konnte das Vierbein nix, ich hatte die Seite einfach ungünstig am weichen Rand des Wegs plaziert - und das konnte ich so nicht lassen, musste mich also wieder neu einrichten.
Irgendwann in diesem Chaos fing das Stück an, nach rechts zu ziehen. Von der Sonne weg, das war schon mal gut. Aber es verschwand dann mal im Gebüsch, tauchte wieder auf, verschwand in einer Bodenwelle, tauchte wieder auf, um sich am Ende auf einer Steinmauer brettelbreit zu präsentieren.
Währenddessen versuchte ich das Stück zu verfolgen, kurbelte also die Vergrößerung herunter, um mehr Überblick zu haben, kurbelte sie hoch, kurbelte sie herunter, kurbelte sie hoch ...
Während ich all das tat, kam irgendwann der Hinweis von Ricky: "Du hast noch nicht gespannt." Das war relativ am Anfang. Ausnahmsweise war ich mir dessen sogar voll bewusst Okay, hätte aber auch sein können, dass ich es einfach nicht auf dem Schirm habe. Alles gut.
Dann versuchte Ricky zwischendurch noch, mir das Zielfernrohr abzuschatten, was natürlich sehr gut mitgedacht war und mir helfen sollte. Ich wäre nur fast explodiert Kann durchaus sein, dass mir irgendwas wie "Griffel weg!" aus dem Gesicht gefallen ist. Falls dem so sein sollte: tut's mir ehrlich leid. In dem Moment dachte ich wirklich nur: leave me alone. Alle beide! Da ist eine Geiß, ich kann nichts falsches schießen, und ich habe ein Gewehr - reicht!
Bin halt auch nur ein Mensch Die Situation, bei der Jagdausübung nicht alleine zu sein, ist immer etwas besonderes. Bei meinem Steinbock standen oder saßen vier Personen hinter und neben mir: Jaume, Ricky, der Bauer und dessen Sohn, die uns beim Finden des Bock-Rudels geholfen hatten. Kein Problem. Ricky hatte ich nun sowieso schon öfter neben mir, wenn ich geschossen habe: grundsätzlich nicht nur kein Problem, sondern maximal angenehm. In dieser Situation fühlte ich mich einfach ein wenig over-supported
Die beiden haben sich wahrscheinlich gedacht: wenn sie die Geiß nicht bald umlegt, isse weg Und Klaus, der am Auto wartete, hat genau das gleiche gedacht. Zumindest Ricky und Klaus sollte beide noch die Erfahrung machen, dass dieses Vierbein nix war für schnell, schnell. Außer vielleicht, man heißt Dominik
Wie dem auch sei: nach diesen zahllosen Mini-Katastrophen, die für sich genommen alle nicht tragisch wären, aber in der Summe sich halt läpperten: war ich endlich perfekt drauf auf der Geiß, und tatsächlich flog sie nach dem Schuss nur noch rückwärts von der Mauer, das war's.
Das erste, was ich nach dem Schuss wahrgenommen habe, war das Klingeln in meinen Ohren. Ich Rindvieh hatte meine elektronischen In-ears in der Hosentasche gelassen, und die 7 mm Remington Magnum mit Magna Port fanden meine Lauscher dann nicht so toll
Das zweite, was ich wahrgenommen habe, war das breite Grinsen meiner beiden Begleiter ...
Wie es der Zufall wollte, war nicht nur die Pirsch zum Stück ultrakurz (wir waren nur ein paar Schritte vom Auto weggegangen). Die Geiß kam 10 m neben dem Weg zu liegen.
Als wir da hinkamen, bot sich folgendes Bild, was Jaume kommentierte mit: "you destroyed it" ...
Die schönen Bilder von der tatsächlich ausgesprochen trophäenstarken Geiß, die Ricky auf acht bis neun Jahre schätzt, hat alle Ricky gemacht, da kann ich nichts besseres zeigen.
Ich bin natürlich sehr zufrieden mit der Geiß und letztlich auch damit, wie alles gelaufen ist. Die Schussentfernung betrug schlussendlich 177 m, und weiter habe ich vom Vierbein aus garantiert noch nicht geschossen. Das weiteste, an was ich mich erinnere, war ein Keiler auf abgeschrittene 140 m etwa. Für mich ist das tatsächlich ein eher weiter Schuss, noch dazu mit einem "nur" 12fach vergrößernden Glas. Rickys Tikka hat immerhin 16fach drauf, und das Murmel schoss ich gar mit 20fach. Ich mag große Vergrößerungen. Aber ich fühlte mich bei der Schussabgabe gut, und das ist das wichtigste, damit ich dann wirklich abdrücke.
Bei solchen Jagdreisen passieren immer alle möglichen Sachen. Leute schießen vorbei, Leute schweißen an, Leute lassen sich von allzu temperamentvollen Pirschführern zum Schuss drängen usw. usf. Insofern: fällt mir immer ein Stein vom Herzen, wenn ich sagen kann: alles gut gemacht, tödlich getroffen, besser geht nicht. Mission accomplished
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Re: Steinwildjagd mit Freunden
Bei allem, was ich so lese (und ich kenne ja das Terrain ein wenig), würde ich lieber liegend schießen. Das Wild eräugt uns Jäger doch viel besser, wenn wir aufrecht stehen. Damals an meinem Arrui etwas südlich von dem Revier, wo ihr gejagt habt, habe ich mich auf allen Vieren genähert. Die Stücke im Rudel bekamen irgendwelche Bewegungen von uns wahr. Nahmen das nicht so richtig für voll, wir kamen letzendlich auf ca. 200m heran. Mit blutigen Ellenbogen kam ich zu Schuss.
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Re: Steinwildjagd mit Freunden
Heide_Unterfranken schrieb:Dieses Vierbein ist mit einem norddeutschen Terminus korrekt beschrieben: spillerig. Die einzelnen Beinchen sind ungelogen halb so dick wie die von meinem Vierbein. Die Beine von meinem lassen sich an zwei Stellen verstellen, bestehen somit aus drei Teilen. Die Beine dieses Vierbeins bestehen mindestens aus vier Teilen, wenn's nicht sogar fünf waren. Und die hielten über eine Steckverbindung zusammen. Lange Rede: bei meinem kann ich mich mit dem gesamten Körpergewicht draufstützen, da passiert absolut nix. Mit meinem kann ich auch ziehendes Wild relativ problemlos verfolgen, indem ich ein Bein anhebe und dann eben das Wild im Blick behalte, während ich die Position des Vierbeins verändere. Dieses Ding händelte sich einfach völlig anders. Wenn ich ein Bein angehoben habe, hat das ganze Ding nur noch gewackelt. Absolut kein Vergleich zu meinem.
Auch kein Vergleich zu jedem anderen Vierbein/Fünfbein, das ich bisher in der Hand gehabt habe. Und das waren einige.
Halt ein Privatkauf von Jaume, der finanziell sicherlich keine großen Sprünge machen kann.
Ist ja eh nicht selbstverständlich, dass er seine private Jagdausrüstung beruflich den Jagdgästen zur Verfügung stellt. Insofern keinerlei Kritik an ihm.
Heide_Unterfranken schrieb:Nächstes Problem war die mich blendende Sonne. Ich musste zwar nicht genau in die Sonne schauen, aber fast. Dann die Zieloptik: wenn man da nicht absolut korrekt gerade durchschaut, sieht man nur schwarz. Ich glaube nicht mal, dass das an der Sonne lag, das lag einfach an dem Glas.
Das hat jemand anders auch schon berichtet, meine ich. Damit habe ich wiederum bei meinen insgesamt 4 Schüssen mit dieser Waffe bisher kein Problem gehabt.
Heide_Unterfranken schrieb:Während ich all das tat, kam irgendwann der Hinweis von Ricky: "Du hast noch nicht gespannt." Das war relativ am Anfang. Ausnahmsweise war ich mir dessen sogar voll bewusst Okay, hätte aber auch sein können, dass ich es einfach nicht auf dem Schirm habe. Alles gut.
Du wirktest auf mich schussbereit und ich wollte vermeiden, dass es daran scheitert. Ist mir ja auch schon passiert.
Heide_Unterfranken schrieb:Dann versuchte Ricky zwischendurch noch, mir das Zielfernrohr abzuschatten, was natürlich sehr gut mitgedacht war und mir helfen sollte. Ich wäre nur fast explodiert Kann durchaus sein, dass mir irgendwas wie "Griffel weg!" aus dem Gesicht gefallen ist. Falls dem so sein sollte: tut's mir ehrlich leid. In dem Moment dachte ich wirklich nur: leave me alone. Alle beide! Da ist eine Geiß, ich kann nichts falsches schießen, und ich habe ein Gewehr - reicht!
War halt der Versuch, die fehlende Sonnenblende, die in dieser Situation vermutlich wertvoll gewesen wäre, zu ersetzen. Das Problem "Zielstock" hatte ich noch nicht erkannt und dachte, du würdest nur wegen der Sonne nicht zu Schuss kommen.
Heide_Unterfranken schrieb:Die beiden haben sich wahrscheinlich gedacht: wenn sie die Geiß nicht bald umlegt, isse weg Und Klaus, der am Auto wartete, hat genau das gleiche gedacht.
Es wäre gelogen, wenn ich das verneinen würde...
Ich denke, du hast die letzte Chance genutzt.
Heide_Unterfranken schrieb:Zumindest Ricky und Klaus sollte beide noch die Erfahrung machen, dass dieses Vierbein nix war für schnell, schnell.
Absolut
Heide_Unterfranken schrieb:Bei solchen Jagdreisen passieren immer alle möglichen Sachen. Leute schießen vorbei, Leute schweißen an, Leute lassen sich von allzu temperamentvollen Pirschführern zum Schuss drängen usw. usf. Insofern: fällt mir immer ein Stein vom Herzen, wenn ich sagen kann: alles gut gemacht, tödlich getroffen, besser geht nicht. Mission accomplished
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Re: Steinwildjagd mit Freunden
cazador schrieb:Dickes Wmh!, @Heide_Unterfranken. Tolle Geiß! Freut mich!
Bei allem, was ich so lese (und ich kenne ja das Terrain ein wenig), würde ich lieber liegend schießen. Das Wild eräugt uns Jäger doch viel besser, wenn wir aufrecht stehen. Damals an meinem Arrui etwas südlich von dem Revier, wo ihr gejagt habt, habe ich mich auf allen Vieren genähert. Die Stücke im Rudel bekamen irgendwelche Bewegungen von uns wahr. Nahmen das nicht so richtig für voll, wir kamen letzendlich auf ca. 200m heran. Mit blutigen Ellenbogen kam ich zu Schuss.
Sehe ich grundsätzlich ähnlich. Geht halt gelände-/vegetationsbedingt nicht immer.
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Re: Steinwildjagd mit Freunden
Ricky schrieb:Heide_Unterfranken schrieb:Dieses Vierbein ist mit einem norddeutschen Terminus korrekt beschrieben: spillerig. Die einzelnen Beinchen sind ungelogen halb so dick wie die von meinem Vierbein. Die Beine von meinem lassen sich an zwei Stellen verstellen, bestehen somit aus drei Teilen. Die Beine dieses Vierbeins bestehen mindestens aus vier Teilen, wenn's nicht sogar fünf waren. Und die hielten über eine Steckverbindung zusammen. Lange Rede: bei meinem kann ich mich mit dem gesamten Körpergewicht draufstützen, da passiert absolut nix. Mit meinem kann ich auch ziehendes Wild relativ problemlos verfolgen, indem ich ein Bein anhebe und dann eben das Wild im Blick behalte, während ich die Position des Vierbeins verändere. Dieses Ding händelte sich einfach völlig anders. Wenn ich ein Bein angehoben habe, hat das ganze Ding nur noch gewackelt. Absolut kein Vergleich zu meinem.
Auch kein Vergleich zu jedem anderen Vierbein/Fünfbein, das ich bisher in der Hand gehabt habe. Und das waren einige.
Halt ein Privatkauf von Jaume, der finanziell sicherlich keine großen Sprünge machen kann.
Ist ja eh nicht selbstverständlich, dass er seine private Jagdausrüstung beruflich den Jagdgästen zur Verfügung stellt. Insofern keinerlei Kritik an ihm.Heide_Unterfranken schrieb:Nächstes Problem war die mich blendende Sonne. Ich musste zwar nicht genau in die Sonne schauen, aber fast. Dann die Zieloptik: wenn man da nicht absolut korrekt gerade durchschaut, sieht man nur schwarz. Ich glaube nicht mal, dass das an der Sonne lag, das lag einfach an dem Glas.
Das hat jemand anders auch schon berichtet, meine ich. Damit habe ich wiederum bei meinen insgesamt 4 Schüssen mit dieser Waffe bisher kein Problem gehabt.Heide_Unterfranken schrieb:Während ich all das tat, kam irgendwann der Hinweis von Ricky: "Du hast noch nicht gespannt." Das war relativ am Anfang. Ausnahmsweise war ich mir dessen sogar voll bewusst Okay, hätte aber auch sein können, dass ich es einfach nicht auf dem Schirm habe. Alles gut.
Du wirktest auf mich schussbereit und ich wollte vermeiden, dass es daran scheitert. Ist mir ja auch schon passiert.Heide_Unterfranken schrieb:Dann versuchte Ricky zwischendurch noch, mir das Zielfernrohr abzuschatten, was natürlich sehr gut mitgedacht war und mir helfen sollte. Ich wäre nur fast explodiert Kann durchaus sein, dass mir irgendwas wie "Griffel weg!" aus dem Gesicht gefallen ist. Falls dem so sein sollte: tut's mir ehrlich leid. In dem Moment dachte ich wirklich nur: leave me alone. Alle beide! Da ist eine Geiß, ich kann nichts falsches schießen, und ich habe ein Gewehr - reicht!
War halt der Versuch, die fehlende Sonnenblende, die in dieser Situation vermutlich wertvoll gewesen wäre, zu ersetzen. Das Problem "Zielstock" hatte ich noch nicht erkannt und dachte, du würdest nur wegen der Sonne nicht zu Schuss kommen.Heide_Unterfranken schrieb:Die beiden haben sich wahrscheinlich gedacht: wenn sie die Geiß nicht bald umlegt, isse weg Und Klaus, der am Auto wartete, hat genau das gleiche gedacht.
Es wäre gelogen, wenn ich das verneinen würde...
Ich denke, du hast die letzte Chance genutzt.Heide_Unterfranken schrieb:Zumindest Ricky und Klaus sollte beide noch die Erfahrung machen, dass dieses Vierbein nix war für schnell, schnell.
AbsolutHeide_Unterfranken schrieb:Bei solchen Jagdreisen passieren immer alle möglichen Sachen. Leute schießen vorbei, Leute schweißen an, Leute lassen sich von allzu temperamentvollen Pirschführern zum Schuss drängen usw. usf. Insofern: fällt mir immer ein Stein vom Herzen, wenn ich sagen kann: alles gut gemacht, tödlich getroffen, besser geht nicht. Mission accomplished
Als Kritik an Jaume will ich meine Ausführungen auch keinesfalls verstanden wissen. Ich habe was daraus gelernt: Ich fahre nie, absolut nie wieder irgendwo zum Jagen hin, ohne mein eigenes Vierbein wenigstens dabeizuhaben. Das passt immer in meine Reisetasche, ich muss es halt nur kleinmachen, was ein bissl Arbeit ist. Ich fahre es sonst immer so durch die Gegend, dass ich es ohne Umschweife verwenden kann. Und ich habe mit einem Kumpel schon mindestens ein Date auf der 200-m-Schießbahn. Training für die nächste gemeinsame Unternehmung
@cazador: Waidmannsdank
Zu den Vor- und Nachteilen haben wir ja oben schon etwas diskutiert. Liegend hat viele Vorteile, aber eben auch Nachteile. In Spanien kann man ein Vierbein in vielen Situationen gut einsetzen.
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Re: Steinwildjagd mit Freunden
cazador schrieb:Heide, mit welcher Waffe und Optik hast Du geschossen? Ich nehme an, dass war eine Waffe von dem Eigentümer der Finca?
Korrekt. Ricky hatte seine Waffe diesmal nicht mit. Es war eine R93 in 7 mm Rem. Mag. mit einem nicht allzu guten Glas (Marke hab ich nicht geschaut, max. 12fach, wie erwähnt, Absehen 4). Die Waffe schießt aber eindeutig geradeaus
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Re: Steinwildjagd mit Freunden
cazador schrieb:Heide, mit welcher Waffe und Optik hast Du geschossen? Ich nehme an, dass war eine Waffe von dem Eigentümer der Finca?
Wie Heide schon gesagt hat, eine R93 in 7 mm Rem. Mag.
Hornady Superformance SST 154 gr.
Glas ist von Kite Optics, Vergrößerung maximal 12-fach. Genauer habe ich auch nicht geschaut.
Ja, ist eine Waffe der Finca, die sie in dieser Konfiguration erst seit ca. 3 Monaten haben. Warum die Wahl auf Kite Optics gefallen ist, wo sonst überwiegend Spitzenmarken verwendet werden, weiß ich auch nicht. Das Teil ist zwar nicht schlecht, also man kann damit sauber schießen, keine Frage. Aber mein Vortex aus derselben Preisklasse hat die Nase sehr deutlich vorn.
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Re: Steinwildjagd mit Freunden
Ricky schrieb:cazador schrieb:Heide, mit welcher Waffe und Optik hast Du geschossen? Ich nehme an, dass war eine Waffe von dem Eigentümer der Finca?
Wie Heide schon gesagt hat, eine R93 in 7 mm Rem. Mag.
Hornady Superformance SST 154 gr.
Glas ist von Kite Optics, Vergrößerung maximal 12-fach. Genauer habe ich auch nicht geschaut.
Ja, ist eine Waffe der Finca, die sie in dieser Konfiguration erst seit ca. 3 Monaten haben. Warum die Wahl auf Kite Optics gefallen ist, wo sonst überwiegend Spitzenmarken verwendet werden, weiß ich auch nicht. Das Teil ist zwar nicht schlecht, also man kann damit sauber schießen, keine Frage. Aber mein Vortex aus derselben Preisklasse hat die Nase sehr deutlich vorn.
Ich kann das mit dem "schwarz sehen" auch nicht besser beschreiben geschweige denn erklären. Ich weiß nur: mit meinen Optiken kriege ich das definitiv nicht hin .....
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Re: Steinwildjagd mit Freunden
Im Laufe des recht lang gewordenen Vorabends hatte die Anzahl der Jäger, die eine Geiß erlegen wollten, immer weiter zugenommen. Das konnten die Pirschführer natürlich nicht wissen, sodass es in dieser Hinsicht etwas knapp wurde. Aber es passte gerade.
Außerdem traf an diesem Morgen Sebastian ein, mit dem ich bereits in England und Schottland gejagt hatte und der gerade Urlaub in Spanien machte.
Kurz bevor wir gegen 9 Uhr losfuhren, kam Walter schon von seiner Jagd zurück: Er war früher gestartet, um in einem anderen Gebiet auf einen weiblichen Mähnenspringer zu jagen. Und die erhoffte Schussgelegenheit hatte sich bereits nach einer Viertelstunde ergeben. Sein Pirschführer hatte sich beim Ansprechen allerdings vertan, sodass er einen jungen Widder erlegt hatte – so günstig bekommt man einen Mähnenspringer-Widder sonst nicht.
Jaume, Heide, Klaus, Sebastian und ich bildeten eine Gruppe.
Sebastian wollte seinerseits auf eine Geiß jagen. Heide hätte einen jungen Räudebock erlegt, falls sich eine Gelegenheit dazu geboten hätte. Klaus hatte entschieden, es nach dem jungen Bock ebenfalls auf eine Geiß zu probieren. Und mir war ebenfalls eine Geiß freigegeben worden, doch selbstverständlich würde ich den anderen den Vortritt lassen.
Die zweite Gruppe bestand aus Pirschführer Olli, Andi (mit Lisa, wenn ich mich richtig erinnere), Dominik und Hubert.
Wir fuhren in Richtung La Serratella, wo Heide vor zwei Jahren ihren Steinbock erlegt hatte. Damals war der Bestand dort gesund. Im vergangenen Jahr war noch reichlich Wild vorhanden, obwohl etliche räudige dabei waren. Jetzt war vergleichsweise wenig Wild übrig und ein erheblicher Anteil war krank.
Nach einer Weile sahen wir in grenzwertiger Schussentfernung einige Stücke im Gebüsch. Sebastian richtete sich zwar ein, aber es gab keine vernünftige Schussgelegenheit und schließlich verschwand das Wild im Buschwerk.
Ein Stück weiter entdeckte Sebastian selbst die perfekte Geiß für ihn: recht stark, große Auslage, nicht jung und extrem räudig. Übers Vierbein richtete er sich auf 170 m ein. Auf den ersten Schuss zeigte die Geiß nahezu keine Reaktion. Ich vermutete einen Fehlschuss. Auf den zweiten Schuss lag sie im Knall.
Jaume, Sebastian und ich arbeiteten uns durch dichteste Steineichen und mit etwas Felskletterei hinüber zur Geiß.
Beide Schüsse hatten sehr hoch getroffen. Wir untersuchten die Treffer nicht weiter. Angesichts des Zeichnens musste der erste jedoch ein Streifschuss gewesen sein, denn mit einem Wirbelsäulentreffer wäre die Geiß ja sofort gelegen. Wie auch immer, auch Sebastian hatte sich mit dem Vierbein offenbar etwas schwergetan.
Insgesamt war diese Jagd zwar recht einfach hergegangen, aber die Geiß war dafür umso besser und Sebastian war ganz begeistert. Er meinte, er habe große Lust, bei nächster Gelegenheit auf einen Bock zu gehen.
Ausblick vom Erlegungsort
Danach ging es weiter in andere Täler. Später passierten wir eine kleine Montería einheimischer Jäger und sahen dann in jenes Seitental hinein, wo Heide ihren Bock erlegt hatte. Dort standen knapp zehn Stück Steinwild, darunter auch eine räudige Geiß sowie ein räudiger Bock. Mit einem gewissen Fußmarsch wäre ihnen beizukommen gewesen, doch Jaume entschied, den Rückzug anzutreten. Er erklärte, dass die anderen Jäger zuerst dort gewesen seien und wir ihnen aus Sicherheitsgründen den Vortritt lassen mussten. Da hatte er natürlich nicht unrecht. Ich bezog das zunächst auf die Montería. Später sah ich aber anhand der Fotos, dass die andere Gruppe genau dort gejagt hatte. Rückblickend betrachtet vermute ich, dass Jaume sie irgendwo gesehen hat und seine Aussage darauf bezog.
Am frühen Nachmittag fuhren wir zum Essen zurück zur Finca.
Die andere Gruppe war erfolgreicher gewesen: Hubert und Andi hatten jeweils eine Geiß erlegt und Dominik eine Doublette auf Geiß und ebenfalls räudiges Kitz. Letzteres ließ Olli ihn kostenlos erlegen – Hauptsache erlöst.
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